„Man muss den Hörsaal als Bühne lieben.“

Interview mit Mag.a Dr.in Katharina Mader vom Institut für Institutionelle und Heterodoxe Ökonomie auf der WU Wien zum Thema „Wissenschaftsstandort Österreich“ und ihrem Dasein als junge Wissenschafterin. Das Interview führte Nadine Hauptfeld.

Steckbrief

Geboren 1981 in Wien.
1999-2004 – Studium der Volkswirtschaftslehre WU Wien (altes Diplom)
2005-2008 – Dissertation WU Wien (Thema: Gender Budgeting und Demokratisierung)
2004-2007 – Stadt Wien, Referentin für Gender Mainstreaming und Gender Budgeting
2007-2011 – Lehre an den Unis Linz und Klagenfurt, (hauptsächlich aber drittmittelfinanzierte) Projektmitarbeiterin und Lektorin WU Wien
seit 2011 – Habilitationsassistentin am Institut für heterodoxe Ökonomie

Das Interview

Hallo! Nachdem wir deine Eckdaten ein wenig abgesteckt haben, wie lautet denn deine momentane job description?

Ich habe 2011 eine von drei Stellen, die vom Rektorat zur Frauenförderung vergeben wurden, erhalten. Die richten sich an junge Wissenschafterinnen mit dem Ziel ihnen eine Habilitation zu ermöglichen und werden unregelmäßig (jetzt gerade wieder) ausgeschrieben. Es handelt sich um Forschungsstellen, das heißt es soll möglichst wenig unterrichtet werden. Natürlich unterrichte ich aber auch an der WU. Diese Stellen zählen zu den wenigen Möglichkeiten in der post-doc-Phase in Österreich zu bleiben.

Spielt Internationalität eine große Rolle, warum warst du nie länger im Ausland?

Ja, eine sehr große Rolle sogar. Vor allem bei den Berufungen, wird immer geschaut, dass es sich um Internationale handelt. Bei mir hat sich das einfach nicht ergeben. Ich hab die Dissertation gemacht und dann Projektanträge und die genehmigten Projekte, und eines davon war dann einfach meine Habilitations-Stelle. Es ist natürlich leichter dieses Prozedere zu Hause zu machen, wo man die Gewohnheiten, den Umgang, eventuell sogar die Leute und natürlich die Sprache kennt.

Internationalität ist aber auch ein großes Thema bei den post-docs intern. Die Leute sind ja dann schon Mitte 30, haben womöglich Familie und müssen dann wo neu anfangen. Genauso geht es übrigens auch denen, die dann an die Universität berufen werden. Keine leichte Situation und gerade für Frauen oftmals sehr ungünstig, da es einfach nicht mehr in den Lebensentwurf passt. Mobilität ist also wichtig, aber sehr schwierig!

Und wie sieht es mit Publikationen aus?

Die sind ebenfalls sehr wichtig. Wobei nicht nur zählt wie viele man hat, sondern vor allem auch, wo sie veröffentlicht worden sind. Da gibt es journal rankings, die einem sagen, wo man publizieren soll, damit die Forschung auch wichtig ist. Das ist oftmals sehr einengend für kritische Forschung, denn diese journals gehören meist dem Mainstream an.

Ich hatte aber nie Probleme alles, was meine Arbeit war, als meine Arbeit zu publizieren – ich hab das aber auch schon anderes gehört. Meine Dissertation war aber auch noch in einer Zeit, wo diese traditionell als Monographien erschienen sind. Heute gibt es häufig den Zwiespalt, dass es sich um Artikelpublikationen/Sammeldissertationen handelt und der Name von einer/m ProfessorIn sich gut macht. Das ist sehr zweischneidig, denn manche BetreuerInnen schreiben sich generell überall drauf.

Wie sind denn deine Erfahrungen mit Förder- und Drittmitteln?Meiner Meinung nach gibt es in Österreich immer noch eine relativ breite Basis an Finanzierungsmöglichkeiten. Allerdings mit kritischen und feministischen Ansätzen ist es hier nicht weit her. Das ist in Deutschland schon viel besser. In Österreich gibt es da vor allem den Jubiläumsfonds der ÖNB. Außerdem natürlich den FWF und kleinere (Auftrags-)Sachen. Sobald man ein wenig etabliert ist wird es auch leichter. Es gibt aber auch einfach ein paar Strategien, die beachtet werden können. Zum Beispiel, wenn sich der/die bewertende Reviewer/in nicht in der Literaturliste wiederfindet, dann fühlt sie/er sich womöglich auf den Schlips getreten.

Ich hab durchaus auch die prekäre WissenschaftlerInnensituation erlebt, wo man sich von Projekt zu Projekt hangelt. Das wünsch ich an und für sich niemanden, es hat mich allerdings auch gegenüber Zukunftsängsten abgehärtet.

Hast du abschließend noch ein paar „Karrieretipps“ für Menschen, die in der Wissenschaft (bzw. an der Hochschule) bleiben wollen?

Ich glaube, eine der wesentlichsten Sachen ist, dass du deine KollegInnen kennst (Vernetzung miteinander ist auch total wichtig) und deine Profs dich kennen. Nicht weil dann intern der Weg bereitet wird, sondern, weil man von vielen Dingen nur so erfährt. Nicht wie ich kritische Forschung machen zu wollen, hilft vermutlich. Und ein Mann zu sein auch.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich irgendjemandem großartig zu meinem Job raten kann, allerdings anderswo ist es ja auch prekär. Der Job wird zwar immer mehr zu einem Forschungsberuf, aber trotzdem, man muss es genießen in seinem Kämmerlein vor sich hinzubrüten und Ideen zu wälzen und andererseits den Hörsaal als Bühne lieben. Wenige Menschen können das beides, es handelt sich ja um recht gegensätzliche Rollen.

Nadine Hauptfeld
ist Teilnehmerin des 6. Jahrgangs der Wirtschaftspolitischen Akademie 2013/14.


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