Ein Plädoyer für den Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit

„Es bleibt einem jeden immer noch soviel Kraft, um das auszuführen, wovon sie oder er überzeugt ist.“ – Grundsätzlich teile ich J.W. Goethes Meinung, allerdings lässt mich die wachsende Rate der Jugendarbeitslosigkeit immer mehr daran zweifeln. Verständlicherweise muss gegen den Zustand der Jugendarbeitslosigkeit aus vielen Gründen etwas getan werden. Ich möchte mich in diesem Artikel allerdings nur einem Aspekt widmen, nämlich einem, der mir besonders am Herzen liegt – der Leidenschaft und den Talenten der vielen jungen Arbeitslosen. Man ist dort am Besten, wo man mit Leidenschaft und Begeisterung arbeitet, in Jobs, die nicht nur Jobs sondern auch Berufung sind.

Eine wünschenswerte Gesellschaft ist für mich eine, in der man zu Ärzt*innen gehen kann, die ihre Arbeit gerne und vor allem aus Überzeugung machen und sich somit nicht der Pharmaindustrie oder ihrem eigenen Profit beugen – eine Gesellschaft in der Lehrer*innen ihren Job aus Leidenschaft wählen und die Talente ihrer Schüler*innen fördern – eine in der Politiker*innen sich aus tiefstem Herzen dem Gemeinwohl verpflichtet fühlen – in der Forscher*innen der Wissenschaft und dem Selbstzweck willen forschen und nicht um Statements von Unternehmen oder Organisationen beweisen zu können etc.

Mag sein, dass meine Vorstellung als Utopie abgetan werden kann, jedoch bin ich davon überzeugt, dass jede*r eine Berufung hat, etwas das einem besonders am Herzen liegt und deshalb auch anständig ausführt. Die gesamte Kindergarten- und Schulzeit wächst man mit dem Gedanken auf, dass man sich aussuchen könnte, was man eines Tages, wenn man Erwachsen ist, werden möchte.

Trotz mangelnder Förderung von Talenten durch das Bildungssystem versucht man jahrelang herauszufinden, wo diese liegen und vor allem überlegt man sich, wo man mit der größten Leidenschaft arbeiten könnte. Wenn dann der Zeitpunkt gekommen ist, an dem man seiner Berufung folgen will, muss man mit Bedauern feststellen: Es gibt keinen Job, nicht einmal einen, der nicht zu den eigenen Talenten und Wünschen passt. Was passiert aber in dieser Zeit, in der man hunderte Bewerbungen schreibt und durch fehlende Antworten oder aufgrund von Absagen immer demotivierter und frustrierter wird? Von Selbstzweifel geplagt versucht man sein Glück in anderen Branchen zu finden. Je länger dieser Prozess dauert, desto mehr Kraft und Energie wird einem geraubt. Kraft und Energie, die man so dringend braucht, um das zu tun wovon man überzeugt ist. Je länger dieser Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit dauert, desto mehr entfernen wir uns von dieser Idealvorstellung und schaden im Endeffekt niemandem mehr als unserer Gesellschaft. Die Macht der Innovation, der Veränderung der Welt, einer besseren Gesellschaft liegt in den vielen Talenten, die durch Frustration und Zweifel langsam zu Grunde gehen, wenn nicht mehr Engagement gezeigt wird, diesen Missstand zu beenden.

Miriam Baghdady
war Teilnehmerin des 6. Jahrgangs der Wirtschaftspolitischen Akademie 2013/14.


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