Einkommensgerechtigkeit – Quo vadis?

Was hat der 31. Dezember 2013, mit Feministischer Ökonomie zu tun?

Die Antwort lautet: 85 Tage. Genau 85 Tage haben erwerbstätige Frauen im Jahr 2013 statistisch gesehen gratis gearbeitet. Der 8. Oktober markierte den „Equal Pay Day“ (Tag der Einkommensgleiche); den Tag, an dem Männer bereits den Lohn verdient haben, für den Frauen noch bis Jahresende arbeiten müssen. Dieser fiktive Stichtag basiert auf Daten der Statistik Austria und ergibt sich aus der durchschnittlichen Lohndifferenz zwischen Männern und Frauen auf der Basis von ganzjährig vollbeschäftigten ArbeitnehmerInnen. Heuer fiel dieser auf den 8. Oktober; letztes Jahr wurde er bereits zwei Tage früher, am 6. Oktober 2012, begangen.

Im Vergleich der ganzjährig vollbeschäftigten ArbeitnehmerInnen verdienten Frauen im Jahr 2013 um 23,2% weniger als ihre männlichen Kollegen. In Zahlen ausgedrückt entspricht diese Differenz 10.559€!

Im österreichischen Ländervergleich zeichnet sich ein Ost-West-Gefälle ab: Am größten ist die Lohnschere in Vorarlberg mit 31,4% Differenz oder 115 Tagen, an denen Vorarlbergerinnen „gratis“ arbeiten. Der Equal Pay Day wurde demnach schon am 8. September, ein Monat vor dem Österreichischen, begangen. Die kleinste Differenz wird in Wien mit 19,2% oder 71 Tagen verzeichnet. Ebenfalls besser als der Österreich-Schnitt sind die Bundesländer Burgenland (23% Unterschied) und Kärnten (22,5 %).

Obwohl „gratis arbeiten“ eine irreführende Aussage ist, liegen doch die Erwerbseinkommen der Frauen erschütternd deutlich unter denen ihrer männlichen Kollegen. Die Berechnung des EPD zielt darauf ab, die Diskussion um das Thema anzuregen und es im Bewusstsein aller Personen in Österreich zu verankern. Außerdem fördert der Stichtag den Dialog rund um das Thema Lohngleichheit, bei welchem ArbeitnehmerInnen und UnternehmerInnen gleichermaßen gefordert sind. Einkommensunterschiede wirken sich indirekt auf die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes aus: weniger Einkommen führt zu weniger Investitions-Spielraum und Konsum und zu einer verminderten Rücklagenbildung und Vorsorge. Jedes Jahr machen sich Gewerkschaften und Frauenbewegungen im Rahmen des Equal Pay Day für gleichen Lohn bei gleicher Arbeit stark. So nimmt etwa Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek jährlich bei der Verteilaktion der Gewerkschaft vida anlässlich des bundesweiten Equal Pay Days am Maria-Restituta-Platz teil.

Die leichte Verbesserung des EPD um 2 Tage ist gewiss eine positive Entwicklung, aber nur ein Tropfen auf dem heißen Stein der herrschenden Ungerechtigkeiten und Diskriminierungen auf Grund des Geschlechtes. Wer ein volles Jahr arbeitet, muss auch für ein ganzes Jahr entlohnt werden! Die weiterhin bestehende Kluft zwischen den Löhnen von Frauen und Männern ist eines der größten Hindernisse am Weg zur Gleichstellung.

Auf weitere positive Entwicklungen in 2014!

Quellen:
dieStandard.at
bpw.at

Barbara Holzer
ist Teilnehmerin des 6. Jahrgangs der Wirtschaftspolitischen Akademie 2013/14.


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