Herausgeber_innen: BEIGEWUM / Attac / Armutskonferenz | VSA-Verlag Hamburg 2014 | 176 Seiten | EUR 12,80 | ISBN 978-3-89965-618-3
Rezension von Lukas Lehner
In der Verhinderung einer Verteilungsdebatte werden derzeit viele Anstrengungen investiert. Sie bestehen vor allem im Versuch, die Intransparenz in Bezug auf Daten und Fakten aufrechtzuerhalten. Diese Strategie ist äußerst zielorientiert, denn Transparenz wäre die wichtigste Voraussetzung für eine faktenbasierte Diskussion.
In diesem Sinne setzt das Buch „Mythen des Reichtums“ den bestehenden Mythen Fakten entgegen. Es liefert Argumente, mit denen der massierten neoliberalen Propaganda entgegengetreten werden kann. Und das in einer Sprache, die allgemein verständlich ist. Es kann daher ein wichtiges Werkzeug für jene sein, die in der öffentlichen Debatte der Verschleierungstaktik der Gegner von Vermögenssteuern entgegentreten wollen. Dabei führt es die Tradition von »Mythen des Sparens« (2013), »Mythen der Krise« (2010) und »Mythen der Ökonomie« (2005) fort und knüpft inhaltlich an die Reichtumskonferenz 2013 an.
Umso mehr ist von den Autor_innen ein hohes Maß an Sorgfältigkeit bei der Recherche einzufordern. Dieses Maß scheint aber nicht lückenlos eingehalten worden sein, wenn bei der Darstellungen der Skandale unter Finanzminister Grasser von der Privatisierung der Immofinanz geschrieben wird (S.152). Dieser Hinweis soll die Qualität des Buches insgesamt und die Notwendigkeit und Wichtigkeit, dass dieses Buch überhaupt geschrieben wurde, aber keineswegs schmälern.
Die Herausgeber_innen des Buches verfolgen jedenfalls ein klares Ziel: Ihre Botschaften flächendeckend zu verbreiten, um Aufklärung in die verzerrte Debatte um Reichtum und dessen Verteilung zu bringen. Dies geschieht zu einem Zeitpunkt, an dem die Gegenfinanzierung der angepeilten Lohnsteuersenkung eine zentrale politische Konfliktlinie darstellt. Inwiefern sich die öffentliche Zustimmung zu Vermögenssteuern verhält, scheint ein ausschlaggebender Faktor zu sein. Zu befürchten ist jedoch, dass dieses Buch eine gewisse zeitlose Aktualität behalten wird. Die Verteilungsdebatte wird uns vermutlich noch lange Zeit beschäftigen.
Weiterführende Informationen finden sich auf der vom Marie Jahoda – Otto Bauer Institut zum Buch gestalteten Homepage http://www.reichtumsmythen.at/.
Dieser Artikel ist auch in der März 2015 Ausgabe der Standpunkte, der Zeitschrift der Studierenden der VWL an der WU, erschienen.
Lukas Lehner studiert Volkswirtschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien und leitet die Wirtschaftspolitische Akademie.